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Viel gibt es eigentlich nicht zu sagen, es geht hier hauptsächlich ums Radfahren, Trainingserlebnisse und -fortschritte und allerlei andere Geschichten! Aber will ich nicht vorgreifen :-)

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Dienstag, 27. April 2010

1. Rennen 2010: Tour d'Energie in Göttingen

Hallo!

Es ist geschafft, das erste Rennen in diesem Jahr liegt hinter mir! Habe alles gut und ohne Sturz überstanden.

Los gings am Sonntag um 11:00 auf den Zieten-Terrassen. Das war mal eine zivile Zeit! Konnte noch schön ausschlafen und in Ruhe mit meinen Eltern und meiner Freundin, die dankenswerter Weise die weite Reise aus dem Breisgau auf sich genommen hat, frühstücken! Auch war der Weg zum Start nicht besonders weit (GÖ ist ja wirklich winzig), so dass ich ungestresst dort ankam. Ich war für meine Verhältnisse sowieso äußerst gelassen, ja geradezu emotionslos! Ich hatte mir im Vorfeld ja die Strecke angeschaut und habe mir dann anhand des Profil und meines Trainingszustandes eine Zeit von knapp unter 3h ausgerechnet, wenn ich denn durchkomme. Meine längste Distanz im Training war ja bisher bloß 77 km! Auf Ergebnis fahren war daher für mich unwichtig, ich wollte Spaß am Rennen haben. Daher wohl die Gelassenheit.

Irgendwie bin ich von der Orga in Startblock F einsorttiert worden, was schon fast ganz hinten war. Immerhin waren es 1795 Starter auf meiner Strecke, ich hatte also eine Menge vor mir. Das Rennen war auf den ersten knapp 4 km neutralisiert, man rollte von den Zieten-Terrassen runter in die Stadt. Einige waren schon so nervös, dass sie bereits in dieser Phase an allen vorbei wollten. Ich habe mich weitestgehend aus diesen Scharmützeln herausgehalten. Am Zielbereich vorbei ging es dann aus Göttingen heraus und kurz vor Roßdorf dann der Rennbeginn. Für mich kündigte er sich nur durch Überfahren einer Matte an.

Da ich erstmal keine Ambitionen hatte und den ersten schweren Anstieg hinter Meensen abwarten wollte, hielt ich mich in dieser Anfangsphase doch zurück. Sicher habe ich ein paar Plätze gut gemacht und versucht mir eine Gruppe zu suchen, aber das ging fast nicht, weil zu dem Zeitpunkt alle Leistungsklassen wild durcheinander verteilt waren. Letztlich habe ich doch ein paar Fahrer gefunden, an die ich mich dranhängen konnte. Das Tempo war angenehm zügig, jedoch ohne Hast. Der Wind war zu dem Zeitpunkt auch noch relativ schwach, hatte ich den Eindruck.

Bis kurz hinter Mengershausen hatte ich keinerlei Überblick, wo ich mich im Feld befand. Hatte ich doch den Eindruck, dass ich schon ein paar Leute überholt habe und mich jetzt vielleicht knapp in der ersten Hälfte des Feldes befinden müßte, folgte jetzt die Ernüchterung. Wir bogen auf eine kilometerlange, leicht ansteigende Gerade ab, die mir besten Überblick nach vorne bot. Ich konnte erkennen, dass die Spitze des Feldes sich wohl mindestens 2 km vor mir befand und das Feld mehr oder weniger komplett zusammenhängend war! Was für ein Anblick! Gefühlte 2 Millionen Radfahrer! Natürlich wurde mir sofort bewußt, dass ich noch ganz hinten war!

Diese ansteigende Gerade war übrigens quälend lang, sie schien kein Ende zu nehmen. Laut Profil ca. 150 hm auf 4 km. So fuhr es sich dann auch. Meine Gruppe war längst zerfallen. Irgendwie fuhr jeder sein eigenes Tempo. Kurz vor Jühnde hatte ich dann aber wieder ein paar gescheite Leute gefunden und wir fuhren relativ ordentlich zusammen bis Meensen.

Dort wartete dann der erste gefürchtete Anstieg auf uns. Faszinierend zugleich. Von der Hauptstraße ging es scharf rechts ab und gleich wurden die Prozente zweistellig (zumindest war es sehr steil). So muß das sein! Es muß wohl am Adrenalin gelegenen haben, das ich dann doch vor Aufregung ausgeschüttet habe, dass ich den Anstieg fast nicht wahrgenommen habe. Ich bin da sehr zügig hoch und habe reihenweise Fahrer stehen lassen und bin zu meiner Verwunderung auch nicht überholt worden. Bei Puls 190 habe ich mich eingependelt, ich wollte nicht überziehen und war froh, wie flott das ging. So war der Anstieg auch schnell geschafft und es folgte eine tolle Abfahrt durch den Wald! Schnell und landschaftlich sehr schön!

Nach dieser Abfahrt durchfuhren wir Hannoversch Münden. Eine  wirklich sehr schöne Fachwerkstatt. Hier küssen sich übrigens Fulda und Werra, jeder weiß was dann passiert! Als wir so da durchfuhren, mußte ich daran denken, in den letzten 3 Tagen 3 mal dort gewesen zu sein! Naja, sei's drum. Ich mußte mir jetzt wieder eine gute Gruppe für die Fahrt durchs Wesertal suchen und hab auch eine gefunden. So gestaltete sich die Fahrt bis Hemeln relativ ereignislos aber zügig. Leider konnte ich die schöne Landschaft nicht genießen.

In Hemeln wartete der längste Anstieg des Tages auf das Feld. Nicht ganz 5 km glaube ich und etwa 4-5 Prozent, relativ gleichmäßig. Das Ding hat richtig Spaß gemacht. Mittlerweile habe ich auch richtig viel Angriffslust und Selbstvertrauen entwickelt und bin das Ding für meinen Trainingszustand regelrecht hochmarschiert! Diesmal wurde ich lediglich von einem einzigen Fahrer überholt! Es war schon ein geiles Gefühl, wieder einen nach dem anderen einzusammeln und mit einem schönen Rhythmus da hoch zu jagen. Ich habe den Puls wieder bei 190 einpendeln lassen, um noch ein bißchen Luft nach oben zu haben. Lustigerweise führte ich eine ganze Gruppe hinter mir den Berg hoch!

(wie man sieht, trage ich doch noch einiges an Winterspeck mit mir rum)


Da sich mein Wasservorrat dem Ende zu neigte, mußte ich oben kurz an der Verpflegung anhalten und auffüllen lassen. Als ich wieder aufs Rad gestiegen bin, klaffte vor und hinter mir dummerweise ein Loch! Die Leute, die mit mir hochgefahren sind, waren weg und die anderen noch nicht da. Also mußte ich erstmal alleine in die nicht sehr steile Abfahrt und gucken, was ich noch retten konnte. Komischerweise war ich wirklich alleine. Am Berg waren eben noch so viele Fahrer und jetzt war ich auf mich allein gestellt. Vor mir tauchte auf einmal ein einzelner Fahrer auf, der mir aber keine Hilfe war, weil einfach zu langsam. Also weiter alleine! Ich habe mich immer wieder umgeschaut und irgendwie kam niemand. Urplötzlich war aber doch eine Gruppe hinter mir und ich reihte mich brav ein. Erst machten sie auch alle Tempo aber bereits nach kurzer Zeit, als es noch flacher wurde, hörte es auf.

Da habe ich dann gedacht, alles oder nichts und hab mich wieder allein auf die Socken gemacht. Und niemand hat sich mir angeschlossen. Jetzt mußte das Uberführungsstück nach Dransfeld zum Anstieg auf den Hohen Hagen bewältigt werden und dummerweise war der Wind stärker geworden und kam von vorne. Zunehmend stieg die Straße auch wieder leicht an und ich hätte mir ein bißchen Windschatten gewünscht. Leider bekam ich aber keinen und habe dieses doch längere Stück komplett alleine im Wind bewältigt.

Der Hohe Hagen gilt hier in der Region als ein besonderer Berg, ist wohl auch immer bei der Niedersachsenrundfahrt im Programm gewesen. Er ist ein ganzes Stück steiler als der Anstieg vorher, aber auch etwas kürzer. Diesmal bin ich nicht mehr ganz so gut drüber gekommen, aber unterm Strich ohne Probleme. Die Abfahrt vom Hohen Hagen sorgte im letzten Jahr für zahlreiche Stürze, daher möchte ich auch das einschlägig bekannte Video nicht vorenthalten:



Wie es zu so vielen Stürzen kommen konnte, ist mir ein Rätsel. Die Abfahrt ist eigentlich gut fahrbar und bietet keine Überraschungen wie schlechten Fahrbahnbelag oder dergleichen. Ich bin jedenfalls ohne Probleme und wie immer mit Vollgas runtergekommen :-)

Nach der Abfahrt ging es leicht abfallend und gegen Ende flach noch ca. 15 km nach Göttingen zurück. Mit ein paar anderen Fahrern haben wir unsere eigene Gruppe gebildet und sind relativ zügig los. Es war sicher kein Maximaltempo, dafür hätte ich es irgendwie in die Gruppe, die anfangs noch ca. 300m vor uns war, schaffen müssen. Aber das hätte ich nicht gepackt. Relativ bald war die dann auch außer Reichweite. Nach einer Weile machten sich dann Schmerzen in meinem linken Bein bemerkbar, von der Lende über das Gesäß runter bis zum Knie. Da muß ich wohl mal in Zukunft mehr dehnen. Ich hielt mich daher erstmal aus der Führungsarbeit raus und achtete drauf, die Schmerzen in Grenzen zu halten.

Im Flachen hatten sich dann von hinten mehr und mehr Leute unserer Gruppe angeschlossen und erhöhten das Tempo. Es wurde insgesamt sehr unruhig und unnötig risikoreich gefahren. Wirklich funktionierend konnte man das Gefüge nicht mehr nennen. Wir hätten wunderbar kreiseln können, aber es sind ständig Leute von ganz hinten nach vorne gesprintet, haben angezogen. Manche sind einfach von links nach rechts und wieder zurück auf die alte Seite. Ich hatte meine Schmerzen trotz der Rhythmuswechsel besser im Griff, hielt mich aber im sicheren Bereich der Gruppe auf. Etwa 3 km vor dem Ziel bin ich dann doch weiter nach vorne gegangen, weil ich Lust bekommen habe, im Sprint mitzumischen. Je näher wir dem Ziel kamen, waren eigentlich nur noch die gleichen Leute vorne zu sehen. Da ich über die geographischen Verhältnisse in Göttingen noch nicht so bescheid weiß (insbesondere was Entfernungen angeht), habe ich mich schon vorm Einbiegen auf die Zielgerade vorne einsortiert und ganz rechts gekettet. Als neben mir jemand den Sprint recht früh eröffnete, bin ich instiktiv mitgegangen und konnte (auch wenn es ein Fehler ist, den Sprint von vorne zu beginnen) den Sprint meiner Gruppe mit leichtem Vorsprung gewinnen! Wer hätte das gedacht!

Mir hat das Rennen wirklich super viel Spaß gemacht und mit den 2:27, die ich gefahren bin, bin ich mehr als zufrieden. Die Zuschauer waren toll, die Stimmung super und das Wetter grandios!!

Lena, die ich zufällig bei der Startunterlagenausgabe getroffen habe, hat sogar das Damenrennen über die 46 km gewonnen! Gute Arbeit!

An dieser Stellen möchte ich mich ganz besonders bei Marc, Sebastian und dem ganzen Team von STAPS bedanken! Das Trainingsprogramm scheint Früchte zu tragen. Nie war ich so früh im Jahr mit so wenig Training so fit! Ich bin selber total überrascht! Ich hoffe, es geht so weiter!

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