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Viel gibt es eigentlich nicht zu sagen, es geht hier hauptsächlich ums Radfahren, Trainingserlebnisse und -fortschritte und allerlei andere Geschichten! Aber will ich nicht vorgreifen :-)

Viel Spaß beim Lesen!

Sonntag, 28. März 2010

Zurück in Bayern!

24.03.2010
Nach dem Ausflug nach Baden bin ich jetzt für meine letzten Tage hier in Bayern zurück. Bald geht es wieder nach Aachen. Daher wollte ich die Zeit noch nutzen, hier auch ein paar Runden zu drehen.

Leider kenne ich nur ein paar Strecken richtung Nordwesten (Schleißheim, Dachau), aber das ist es auch ganz schön.

Da das Wetter zum Freitag hin wieder schlechter werden sollte, boten sich Mittwoch und Donnerstag für ein paar Kilometer an.

Die erste Runde war ein voller Reinfall. Ich durfte den ersten Hungerast der Saison erleben. Hing wohl damit zusammen, dass ich mich schon kohlenhydratärmer ernährt habe. War zwar nicht so schlimm, dass ich nicht mehr vom Fleck gekommen bin, aber anstrengend war es schon, auch wenn ich nur knapp 40 km gefahren bin. Zumal es etwas windiger als die letzten Male war. Bin aber noch nach Hause gekommen.

25.03.2010
Am Donnerstag habe ich dann wieder mein Training für die VO2max gemacht und war überrascht, dass ich doch um ein, zwei km/h schneller war als noch die Tage zuvor. Ob es nun an einer Verbesserung lag oder an anderen Verhältnissen sei mal dahingestellt. Jedenfalls fühl ich mich gut auf dem Rad. Ein Anstieg hat mich zwar auf den Boden der Realität zurückgeholt, aber das ist auch gut so! Heute waren es gute 60 km.

Am Wochenende lädt das Wetter ja nicht gerade zum Radeln ein, außerdem kommt meine Freundin zu Besuch. Daher werde ich wohl erst nächste Woche wieder zum trainieren kommen.

Nicht für den Ötzi ausgelost!

Auweia! Heute ist der 5. März und eben ist die Auslosung für den Ötzi durch! Bin natürlich nicht ausgelost worden. So ein Mist! Das ist mein großes Saisonziel!

Jetzt heißt es nicht den Kopf hängen lassen und auf die Nachverlosung warten, vielleicht habe ich ja Glück! Im schlimmsten Fall fahre ich ohne Zeitmessung mit!

Jetzt muß ich ein bißchen mein Programm ändern. Mein erstes Rennen (ohne Ambition) wird dieses Jahr die Tour d'Energie am 25.04. in Göttingen sein. Zusätzlich habe ich mich gerade eben für den Black Forest Ultrabike in Kirchzarten angemeldet, bei dem ich dieses Jahr nun nach zweimal Shorttrack zum dritten Mal auf der Marathon-Distanz starten werde. Das sind 77 km und 2000 hm durch den Wald. Es gilt, deutlich unter 3:47, meiner bisherigen Bestmarke, zu finishen. Bis zum 20.06. habe ich Zeit und ich werde sie nutzen!!!

Demnächst erfahrt ihr hier mehr über mein Programm!

Das erste Mal!

Endlich ist es soweit! Heute ist Donnerstag, der 18. März, ich bin zu Besuch bei meiner Freundin im schönen Münstertal bei Freiburg! Die Sonne scheint, es geht auf die 20° zu!! Also, nichts wie ab aufs Rad!

Der erste Ausflug auf die Straße in diesem Jahr! Endlich ist der Schnee weg. Jetzt heißt es die Trainingsanweisungen, die ich jetzt vor gut einem Monat erhalten habe, in die Tat umzusetzen. Bis jetzt war mir aus zeitlichen und wetterbedingten Gründen kein wirkliches Training möglich. Zudem war ich die letzte Woche krank und wollte nichts riskieren. So ein Fiasko wie im Vorjahr gilt es auf jeden Fall zu vermeiden.

Aber heute ist ein prima Tag! So warm, dass ich mich entscheide in kurz/kurz (mit Unterhemd und Windweste) und mit Helmmütze auf die Strecke zu gehen! Die Entscheidung erweist sich als genau richtig, es ist weder zu warm noch zu kalt.

Es geht aus dem Münstertal über Staufen nach Kirchhofen auf den Batzenberg, einen kleinen Anstieg den ich mir zur Feier des Tages mal gönne.



Die Kletterei ist zwar erwartungsgemäß anstrengend, geht aber doch schneller als gedacht! Oben hat man einen schönen Blick zu Tuniberg und Vogesen. Es ist zwar noch alles irgendwie grau, aber es erfreut das Radlerherz dennoch.


Die kurze Abfahrt macht Lust auf die schönen Schwarzwaldabfahrten demnächst. In Scherzingen angekommen, rolle ich über Mengen, Offnadingen, Bad Krozingen, Schmitthofen und Grunern ins Münstertal zurück. Insgesamt waren das phantastische 44 Kilometerchen in der Sonne. Schnitt etwas über 26.

Nur der Arsch tut weh... Aber es hilft ja nichts! Die neue Sitzposition ist noch gewöhnungsbedürftig, auch wenn ich bisher nur ein kleines Stück weiter nach hinten gerückt bin. Daran wird aber noch gearbeitet.


19.03.2010
Und weils so schön war, fahre ich am nächsten Tag gleich nochmal.

Diesmal entscheide ich mich für eine andere Route über Grunern nach Tunsel. Von dort geht es über Bremgarten und Hartheim nach Oberrimsingen an den Tuniberg.



Das Wetter ist noch besser als gestern, der Hintern schmerzt auch weniger als erwartet, das Thermometer zeigt unfassbare 22°


Von Frühlingsgefühlen beflügelt, beginne ich meine ersten Intervalle an der ANS. Macht Spaß! Bin mal gespannt, was sich bei mir in den nächsten Wochen dabei tut.
Mittlerweile bin ich wieder in Hartheim zurück und drehe ab nach Hause. Dabei ergibt sich so manch schöner Blick auf den Belchen.



Heute waren es insgesamt 55 km, die auch wieder ganz gut abgespult wurden. Die Sitzbeschwerden sind so gut wie verschwunden. Der Schnitt heute lag bei ca. 28 km/h.


22.03.2010
Samstag und Sonntag war dann mal Pause angesagt, standen ja auch noch weitere Verpflichtungen an der Tagesordnung. Dafür bin ich am Montag noch eine weitere Runde von knapp 80 km gefahren. Wieder mit einem 28er. Diesmal ging es durch Frankreich, die eigentlich langweilige Strecke zwischen Breisach und Fessenheim. Da bin ich dann wieder über den Rhein nach Deutschland zurück und über Heitersheim nach Hause.



Dabei hielt ich den Ausblick von den Hügeln über Wettelbrunn nach Staufen noch für festhaltenswert.



Heute habe ich auch wieder was für meine VO2max getan. Das Training scheint vielversprechend zu sein und auf Dauer auch nicht langweilig. Demnächst muß ich mich auch mal an die VLamax machen. Dazu muß ich aber meine Ernährung umstellen.

Der erste Leistungstest!

So, heute wirds ernst! Wir schreiben den 20. Februar und ich war heute in Köln bei STAPS, um mich meinem ersten Test zu unterziehen, der die Richtung für das Frühjahr vorgeben soll.

Als Vorbereitung auf meinen großen Tag konnte ich leider nur Rollentraining und Laufen nutzen. Die Schneelage ließ kein Radtraining auf der Straße zu. Mein Trainingsaufwand hielt sich mit 5h pro Woche in den letzten 4 Wochen eher in Grenzen.

Bin gestern mittag mit dem Auto aus München nach Köln gefahren und habe in einer kleinen, aber billigen Absteige in Köln-Kalk übernachtet. Für eine Nacht war das okay, der große Vorteil war, dass ich nur einen Katzensprung zum Institut, das wirklich absolut cool gelegen ist, hatte.

Dort angekommen, wurde ich von Marc begrüßt und durfte mich auch gleich umziehen, damit die Tests beginnen konnten. Es war übrigens schon die Hölle los. Unzählige Menschen wuselten in dem Institut umher. Ich war nicht der einzige, der wissen wollte, wie es um ihn bestellt war.

Leider habe ich keine Fotos von diesem Tag, daher müssen meine Worte reichen. Los gings mit dem Sprinttest, bei dem man im Sattel sitzenbleibend 15 sec aus dem Stand alles, was geht, treten soll. Hört sich jetzt nicht lang an, ist aber in Realität ausreichend, um einen komplett kaputt zu machen. Der Test dient weniger dazu, die getretene Leistung als die maximale Laktatkonzentration im Blut zu bewerten.

Lustigerweise gab mein rechtes Ohr keinen einzigen Tropfen Blut ab, auch nach mehreren Minuten verzweifelten Drückens und Massierens. Ich befürchtete ein tagelang blaues Ohr, aber hatte Glück, am nächsten Morgen war es wieder in Ordnung. Das linke Ohr, mit dem wir es danach versucht haben, sprudelte nur so.

Nach einer etwas längeren Zeit der Erholung, stand ein Test mit Atemgasmessung auf dem Programm. Dieser Test dient der Messung der maximalen Sauerstoffaufnahmefähigkeit (VO2max) und der Beurteilung des Stoffwechsels unter Belastung insgesamt.

Zusätzlich wird noch das Gewicht, die Größe und als unangenehmstes der Körperfettanteil gemessen.

Mit Hilfe der Ergebnisse der drei Tests werden neben VO2max und VLamax die anaerobe Schwelle, der Laktatauf- und Abbau, der Verbrauch von Kohlenhydraten und die Erhohlungsfähigkeit im Rennen bestimmt. Daraus ergeben sich dann die Trainingsbereiche und -vorschläge.

Bei mir sieht das zur Zeit mit einem Wort folgendermaßen aus: bescheiden!

Bei 1,74 m Körpergröße wiege ich am 19. Februar 71,7 kg und bestehe zu 18% aus Fett!

Meine anaerobe Schwelle ANS (die Leistung, bei der genau gerade noch genau so viel Laktat abgebaut werden kann, wie der Stoffwechsel produziert) liegt bei mageren 214 Watt bzw. 2,98 W/kg.

Meine VO2max beträgt schlappe 54,8 ml/min/kg. Damit läßt sich auch noch nichts gewinnen. Die Verbesserung dieses Parameters ist zur Zeit erstes Trainingsziel. Dadurch erhöht sich automatisch die Leistung an der ANS.

Die maximale Laktatbildungsrate liegt mit 0,72 mmol/l/s auch eher im erhöten Bereich und steht einer guten Ausdauerleistung im Wege. Eine hohe VLamax bedeutet erstmal, hohe Leistungen erreichen zu können, Laktat liefert nämlich die dazu nötige Energie. Allerdings gilt dies nur kurzzeitig in Sprints. Auf längere Zeit gesehen schränkt eine zu hohe VLamax die Erholungsfähigkeit und die Fettverbrennung zu sehr ein. Für mein Training ist die Reduzierung dieses Wertes zweites Ziel.

Wie man sieht, stehen bei mir gleich mehrere Baustellen an. Die Trainingsvorschläge die ich von Marc und Sebastian erhalten habe, stellen meine Planung, die ich für mich gemacht habe, völlig auf den Kopf.

Ich habe damit gerechnet zu langen, eintönigen Fahrten ausschließlich im GA1-Bereich verdonnert zu werden. Statt dessen sieht mein Plan folgendes vor:

Um meine VO2max zu verbessern soll ich im Training Intervalle an meiner ANS fahren. Vor diesem Training ist Kohlenhydratzufuhr erwünscht.

Um meine VLamax zu erniedrigen ist folgendes Training mit wenig Kohlenhydratzufuhr während des Trainings und allgemein in der Ernährung vorgesehen: Ein ca. 5 stündiges G1-Training mit zweimal 15 min pro Stunde G2 und einer Trittfrequenz von maximal 70 U/min.


Ich bin ehrlich gesagt ganz froh um diesen Plan, nichts ist langweiliger als eine stupide G1-Einheit, bei der man nur durch die Gegend eiert!

Zum Abschluß meines Besuches bei STAPS, wurde noch meine Sitzposition analysiert. Dazu wurden meine aktuelle Sitzposition auf einem Ergometer nachgestellt und anhand von Kraftverlaufsmessung über die Kurbelumdrehungen bewertet. Zusätzlich wurde natürlich auch optisch nach Schwachstellen geschaut. Ergebnis dieser Analyse war, das ich mit dem Sattel weiter nach hinten rutschen sollte, um meine Kraft besser auf die Pedalen zu bekommen. Das wird mit Sicherheit nicht einfach für mich werden, da ich an meine Position schon lange gewöhnt bin und mich daher mit kleinen Veränderungen an die neue Position hernantasten muß. Es geht immerhin um fast 2 cm, die der Sattel nach hinten soll. Für mich Welten. Aber das wird schon seine Richtigkeit haben!

Zusammenfassend war dieser Tag hochinteressant für mich! Er hat viel neues Wissen und ganz neue Erkenntnisse für mein Training gebracht. Allerdings auch viel Ernüchterung über meinem aktuellen Zustand. Da kommt noch viel Arbeit auf mich zu!

Vielen Dank nochmal an dieser Stelle an Marc, Sebastian und das Team von STAPS, die sich alle sehr viel Zeit für mich genommen haben und alle Aspekte sehr ausführlich erklärt haben.

Hier noch die Ergebnisse meines Tests in schriftlicher Form:









Nach den Tests bin ich dann noch für einen Tag zu meinen Eltern nach Göttingen gefahren, bevor es am Montag wieder in München losgehen sollte. Bin also viel rumgekommen.

Ötztaler 2009, der Grund für alles!



Hier nun mein Bericht über den ganzen Unsinn, der mich schon seit Februar 2009 bis einschließlich heute beschäftigt:

Abfahrt nach Sölden war am Freitag morgens um 04:00 in Aachen. Den Wagen hatte ich schon am Abend vorher mit allem geladen, damit ich zügig losfahren konnte und auch noch ein bißchen was von der Nacht hatte. In Köln habe ich dann noch zwei Mitfahrer aufgegabelt, die beide mit nach Sölden wollten. Ein Pärchen, er fuhr den Ötzi auch mit und sie wollte ihn anfeuern. Somit hatten wir schon mal ein gutes Gesprächsthema auf der langen Fahrt nach Österreich. Wir sind absolut problemlos durchgekommen, nur am Fernpass gabs einen Unfall, der einen Stau verursacht hat. Der hat uns etwa eine Stunde Wartezeit gekostet, aber vorher hatten wir schon viel Zeit auf der Strecke gutgemacht, war also kein Problem. Sehr beunruhigt hat mich allerdings die Tatsache, dass das Mädel stark erkältet war, mit grippeähnlichen Symptomen und die ganze Fahrt ununterbrochen husten mußte. Ich als bekennender Hypochonder habe mir natürlich für Sonntag schon das Schlimmste ausgemalt. Fieber, Husten und was es nicht alles gibt.

In Sölden angekommen, war ich als erster von unserer Gruppe (www.aachener-runde.de) in der FeWo, hab alles gerichtet und bin später noch mit ratze und Gary von Sölden die Rückseite des Timmelsjochs bis zur Mautstation hoch und den berüchtigten Gegenanstieg runter und wieder zurück. Das allein hat eigentlich schon gereicht. Am Samstag, als dann alle da waren, haben wir alle unsere Startunterlagen geholt und mir ging es schon seit dem Frühstück tierisch schlecht. Magen und Darm haben nicht so gemacht, wie ich wollte. Mir war tierisch schlecht und ich dachte, das ist jetzt das Resultat der Autofahrt.

Das hat sich dann über Mittag zum Glück einigermaßen gebessert und nach einem ausgiebigen Bad in unserem Whirlpool (echt geiles Teil) gings mir wieder richtig gut. Kaum stand aber das Abendessen (Nudeln, was sonst) auf dem Tisch, gings wieder los. Hab mir mit Mühe und Not zwei kleine Portiönchen runtergewürgt. Stefan hat sich alle Mühe gegeben und es war echt lecker, aber mir war echt elend. Ich hab die ganze Zeit gedacht, ich werde wirklich noch krank und bekomm Durchfall, aber es war zum Glück nur die Aufregung. Wir sind dann früh zu Bett, da der Wecker ja um 4 Uhr in der Früh klingeln sollte. In der Zwischenzeit hatten wir uns nämlich auf 05:35 Abfahrt FeWo geeinigt, um uns Richtung Startaufstellung zu begeben, damit wir vorne stehen. Ich habe in der ganzen Nacht maximal eine halbe Stunde geschlafen. Jan neben mir war SOFORT eingeschlafen.

Bin dann aber gut aus dem Bett gekommen und konnte sogar mein Müsli einigermaßen gut essen, hatte aber die ganze Zeit die Befürchtung, dass es nachher hintenraus nochmal kracht. Es hat jedenfalls im Magen gerumpelt und ich bin - wie immer - vorm Start nicht aufs Klo gekommen. Konnte ich auch nichts mehr machen, für Einzelschicksale war jetzt keine Zeit. Wir sind dann Richtung Start gerollt, waren eigentlich noch mit anderen aus unserer Gruppe, die anderweitig übernachtet haben, verabredet, aber nur Stefan Nr.2 kam zum vereinbarten Treffpunkt. Etwas später als geplant sind wir dann in die Aufstellung gerollt und standen dennoch maximal 100 m vom Startbogen entfernt. Das war allerdings bitter damit erkauft, dass wir noch eine gute Stunde ausharren mußten. Und das im Dunkeln und unter 5°.

Ich hatte nur ein dünnes Unterhemdchen, kurz/kurz und Arm-/Knielinge sowie meine Windweste an. Erst war es noch eingermaßen erträglich, wenn man die Zähne zusammenbiss. Dann mußte aber ausgerechnet dieser unsägliche Hubschrauber für eine völlig blödsinnige Zeremonie direkt neben uns landen und ein überdimensionales Trikot bestehend aus Abermillionen von Radtrikots in die Lüfte heben. Der Oh- und Ah-Effekt war zumindest bei mir sehr gering, dafür zeigte der von den Rotoren erzeugte Wind umso mehr Wirkung. Ich fror wie selten in meinem Leben zuvor, hab gezittert und mit den Zähnen geklappert. Habe ich schon vorher die Wahl meiner Kleidung bereut, tadelte ich mich jetzt auf das heftigste! Wie sollte ich denn jemals überhaupt die erste Abfahrt nach Oetz überstehen? Wie sehr habe ich mir Winterbekledung herbei gesehnt. Es kam aber keine. Stattdessen brachte ein junges, schönes Mädchen dem reichen, älteren Herrn neben mit seinem 5000-€-Renner andere Handschuhe und eine Jacke. Ein Kuß zum Abschied gab es noch dazu. Und ich stand immer noch zitternd daneben. Ohne Jacke. Glücklicherweise verging die Zeit bis zum Start dann aber doch recht schnell und in mir baute sich auch kein weiterer Druck Richtung Hinterausgang auf. Punkt 06:45 schickte dann ein dumpfer Böllerknall die Spitze auf die Strecke. Ich kann gar nicht sagen, wie lange es dauerte, bis ich loskam, aber es kann sich um nicht mehr als eine Minute gehandelt haben.

Lena stand vor dem Start etwa einen Meter versetzt hinter mir und kaum hat sich die Reihe vor uns in Bewegung gesetzt, war sie auch schon an mir vorbei und hat sich, schneller als ich überhaupt in die Pedale kam, irgendwie durch die vor uns stehenden Fahrer durchgemogelt und war weg! Kaum war ich allerdings eingeklickt, gings auch bei mir los. Ich habe mich vom ersten Meter an super gefühlt. Alle Probleme waren komplett vergessen. Ich habe mich die ersten paar Sekunden an den anderen orientiert und gleich gemerkt, dass ich da ganz nach Lenas Vorbild schnell nach vorne muß. Gesagt getan! Ohne aggressiv zu fahren, hab ich angefangen, Tempo zu machen. Es lief direkt super, ohne nennenswerte Anstrengung habe ich Platz um Platz gut gemacht. Es muß grade am Ortsausgang von Sölden gewesen sein, als ich von dem Fahrer unserer Runde, mit dem ich als erstes gerechnet habe, überholt wurde: Stefan (Simm), wer sonst! Ich habe ihn auch relativ schnell aus den Augen verloren, besonders nach der ersten kritischen Situation, als das Feld einen kurzen Tunnel von ca. 40 m passierte. Obwohl der Ausgang sichtbar war, sind alle wie bekloppt in die Eisen gestiegen. Wahrscheinlich hat einer vor uns mal ganz sachte bei der Einfahrt das Tempo gedrosselt und nach hinten hat sich das ganze in der Heftigkeit gesteigert. Jedenfalls war das die erste Schrecksekunde. Ab da war dann Stefan auch wirklich weg. Die weitere Abfahrt nach Oetz verlief wie erwartet und ohne große Probleme. Dennoch hätte ich zwei, drei Fahrern eine an die Batterie hauen können. Was die sich im Feld für einen Mist erlaubt haben, geht absolut nicht. Glücklicherweise ist nichts passiert, weil die Straße doch breit genug war. Kurios war jedoch, dass ich bestimmt drei oder vier ältere Herren überholt habe, die mittig auf der Straße und auf total flatternden Rädern unterwegs waren.

Auf der Anreise nach Sölden ist mir ein Streckenabschnitt aufgefallen, der mir leichte Sorgen bereitet hat. Aus dem Auto heraus wirkte das auf mich wie ein nennenswerter Anstieg mitten in der Abfahrt. Ich hatte den lang und steil in Erinnerung und dachte, das wär so ein Punkt, an dem man schon so richtig drüber ballern muß, um mitzuhalten. In der Realität habe ich dieses Stück aber nur an der Landschaft wieder erkannt, so schnell war man da drüber. Von da an hat sich das Feld auch von der Breite in die Länge gezogen, was ich sehr angenehm fand. Dabei entstanden aber auch viele Löcher zwischen den einzelnen Gruppen. Obwohl ich eigentlich nicht so der Typ bin, sowas zuzufahren, ging das ohne großen Kraftaufwand. Daher hat es mich auch gewundert, dass ich das immer alleine gemacht habe. Nie hat sich einer reingehängt und sich mitziehen lassen. Von Längenfeld bis Oetz war also Gruppen-Hopping angesagt.

Kaum in Oetz angekommen, ging es im ersten Kreisverkehr scharf rechts ab zum Kühtai hoch. Hier hat sich zum ersten Mal unser früher Start bezahlt gemacht. Von anderen Fahrern habe ich gehört, dass sie dort aufgrund des Staus komplett ausklicken und mehrere Minuten schieben mußten. Als ich über den Zeitmesspunkt fuhr, hab ich kurz auf meine Stoppuhr geschaut und ausgerechnet, dass ich bei meinem kalkulierten 10h-Ritt genau nach Gesamtfahrzeit 2:00 h oben auf dem Kühtai ankommen müßte, was einer reinen Kletterzeit von 1:20 entspräche, da die Abfahrt nach 40 Minuten erledigt war. Kaum habe ich den Blick von der Uhr wieder auf die Straße gerichtet, ruft es von hinten "Viel Glück, Johnny!". Das war Lena, die mich aufgemuntert hat. Der Übergang in den Berg ging super, ich habe sofort mein Tempo gefunden. Windweste noch schnell weg, Armlinge runter, Knielinge runter und Trikot aufgemacht. Mir wurde direkt warm. Unmittelbar nach Lena tauchte auf einmal Stefan vor mir auf. Ich habe ihn gefragt, ob wir bis zum Brenner hoch zusammen fahren wollen. Ohne eigennützig zu sein, war das das Beste, was mir passieren konnte. Stefan ist ein verdammter Drücker, der den Brenner locker flachbügeln kann. In seinem Sog konnte ich nur gewinnen. Nach einer kurzen Diskussion ("Fahr du deinen Rhythmus!", "Wir schauen mal" ...) ging es dann nebeneinander weiter. Das Tempo war genau richtig für mich, der Puls lag während des gesamten Anstieges im optimalen Bereich.

Vom Kühtai habe ich im Vorfeld mehrfach gehört, er sei unrhythmisch und nicht so schön zu fahren. Stimmt im Prinzip, meistens geht’s so mit 7 % hoch, dann gibt’s ein paar steile Rampen und sogar wieder kleine Zwischenabfahrten und Flachstücke. Heute fand ich das aber klasse. Insgesamt war der Kühtai sogar der angenehmste Berg für mich. Kurz vor dem Stück mit den Serpentinen fällt mir vor mir ein Fahrer mit dem Nachnamen Kessler auf. Ich denk mir noch: „Das wär jetzt lustig, wenn der noch Matthias heißen würde“, lese weiter und er heißt Matthias. Im Vorbeifahren frage ich höflich, ob er der „berühmte“ Matthias Kessler wäre und kassiere nur eine patzige Antwort. So ein Sack! War wirklich nur interessehalber gefragt, weil ich ihn nicht gleich vom Äußeren erkannt habe. In den Serpentinen habe ich auch Gary gesehen, der ca. 75 m hinter uns fuhr.

In einer der folgenden kurzen Abfahrten mit schnellem Gegenanstieg ist dann etwas passiert, dass ich dachte, mein Rennen wär für heute gelaufen. Wir sind recht fix aus der Senke rausgekommen und haben den kleinen Anstieg zügig bewältigt und sind dabei auf ein paar Fahrer aufgefahren, die wir überholen mussten. Dabei haben wir beide wohl nicht aufgepasst. Ergebnis war, dass ich mich mit meinem Vorderrad in Stefans hinterem Schnellspanner hinten verfangen habe. Es hat ordentlich gerummst. Zum Glück konnten wir beide einen Sturz verhindern. Mein erster Gedanke war, das muß es gewesen sein. Speichenriss oder so. Jedenfalls hatte ich einen Schlag von ca. vier, fünf mm im Rad. Sofort musste ich auch an das Höllentempo auf der Abfahrt denken, auf der es auch ein paar Weideroste zu überfahren galt, die schon ordentlich scheppern. Nicht dass mir das Rad dabei um die Ohren fliegt. Wir haben kurz angehalten und ich habe mir das Rad mal angeschaut, konnte aber zum Glück keine Beschädigung an den Speichen feststellen. Also wieder auf aufs Rad! Während dieser „Pause“ ist Gary an uns vorbei gezogen.

Dann kam die Baustelle am Kühtai und das steilste Stück. Dort stand ein Servicewagen und ich bin sofort hin und habe gefragt, ob sie das Rad zentrieren können. „Ja klar, kein Thema!“ Also zack, Rad raus. Der Mechaniker nimmts mit ins Auto, kramt in der Kiste und gibt mir das Rad wieder unbehandelt raus. Kein Mavic-Werkzeug an Bord! Na super. Rad wieder rein und weiter hoch geeiert, oben sollte noch ein Service sein. Stefan wich zum Glück nicht von meiner Seite. Ein Ersatzrad hätte 30 € gekostet und ich hab mir in den nächsten Minuten nur Gedanken darüber gemacht, ob ich das (wirklich sehr wenige) Geld investieren soll. Hatte mich dann aus Sicherheitsbedenken dafür entschieden und als der nächste Service-Wagen kam, bin ich sofort hin und hab gesagt, ich bräuchte ein neues Laufrad. „Ruhig! Was ist denn los?“, fragen mich die beiden Jungs. Ich erklärs ihnen kurz und sofort war das passende Mavic-Werkzeug zur Hand und der eine schon am Zentrieren („Machen wir so. Das passt!“). Ich habe mir mehrfach versichern lassen, dass das auch wirklich hält. Hatte keinen Bock, da was zu riskieren. Die Jungs haben ihre Arbeit sehr gut gemacht und mich bergauf auch wieder angeschoben, was die anderen wohl vergessen haben.

Kurze Zeit später war auch die Labe erreicht. Trotz der Panne und ein paar verlorenen Minuten waren wir immer noch 5 Minuten schneller als erwartet. Ich hab kurz Wasser aufgefüllt und mir ein paar komische Sachen runtergewürgt und schon gings weiter.

Die Abfahrt hats wirklich in sich. Sehr steil und fast nur geradeaus, keine Kehren. Im größten Gefälle hatte ich ein paar Leute vor mir, an denen ich erst vorbei musste (mit etwas Vorsicht). Erst dann habe ich die Bremse aufgemacht und es richtig laufen lassen. Gereicht hat es immer noch für 104,5 km/h! Aber ehrlich gesagt, habe ich davon nichts gemerkt. Normalerweise wird man ab spätestens 80 etwas zurückhaltender, aber da waren perfekte Bedingungen. Ich bin dann im Grüppchen mit drei, vier anderen den Kühtai runter, ohne mich aber zu weit von Stefan zu entfernen. Mir war ja auch klar, dass der Knabe am Brenner meine Lebensversicherung ist.

Nach gefühlten 3 h Abfahrt, auf der mir aber nie kalt war (der Rotz lief, aber das war Rennfeeling), sind wir dann kurz vor Innsbruck ins Flache gekommen und hatten zum Glück eine Gruppe, in der wir uns mal kurz haben ziehen lassen können und ein bisschen die weitere Taktik besprochen haben. Nach kurzer Zeit hat Stefan das Kommando übernommen, ist mit mir nach vorne und hat das Tempo gemacht. Nach einer Weile hat ein anderer Fahrer übernommen, den ich dann wiederum abgelöst habe. Meine Ablösung war dann aber nur 30 Sekunden im Wind und hat sich dann wieder zurückfallen lassen und ich war wieder vorne. Mittlerweile waren wir auch schon in Innsbruck. Ein klitzekleiner Anstieg kam und bei mir kündigten sich Krämpfe seitlich in den Kniekehlen an. Ich hab sofort rausgenommen und die Gruppe inkl. Stefan war weg, der das wohl als normale Ablösung begriffen hat. Das konnte ja heiter werden. Krämpfe aus dem Blauen und dann auch noch Stefan weg! Na super. Ich habe die Krämpfe zum Glück schnell wieder unter Kontrolle gebracht und auf dem kleinen Stück bergab ein wenig gedehnt. Irgendwie habe ich es dann noch geschafft, in die Nähe von Stefan zurückzukommen. Nah genug, dass er mein Schreien gehört hat und gewartet hat.

Innsbruck war schnell passiert und wir hatten zu einer sehr großen Gruppe aufgeschlossen, die sich jetzt den Brenner hochmachte. Der beginnt mit einem für den Brenner steilen Stück und wir beide waren durch unser Tempo recht bald an der Spitze. Von einem Österreicher dazu aufgefordert, noch mal kurz Gas zu geben, um die nächste Gruppe vor uns zu erreichen, hat Stefan uns dann rangefahren. Wir hingen jetzt ganz gemütlich hinten drin und haben uns den kompletten Anstieg hochziehen lassen. Zwischendrin ist der Brenner ja wirklich topfeben. Aber mir seinen fast 40 Kilometern darf man auf keinen Fall den Fehler machen zu überziehen. Davor hatte ich wirklich Angst. So einen Berg bin ich noch nie gefahren. Laut meiner Berechnung hätten wir mit einem Schnitt von 29,3 in wieder 1:20 da hochfahren müssen. Umso überraschter war ich, als wir wieder 5 Minuten früher oben waren, mit deutlich über 30. Der Gesamtschnitt lag auch noch bei 32 km/h. Oben habe ich mich dann noch mal gedehnt, gegessen, aufgefüllt und gepinkelt. Nach einer etwas längeren Pause sind wir dann runter Richtung Sterzing. Dummerweise habe ich meinen Tacho neu einstellen müssen, der seit der ersten Fahrt in Sölden immer wieder den Empfang vom Sender verweigert hat, und habe dabei Stefan schon wieder verloren. Ausgerechnet in so einer Abfahrt. Nicht besonders steil, also genau Stefans Ding und nicht meins. Es war aussichtslos, sich an ihn ranzukämpfen. Bin unterwegs an ein paar Leuten vorbei, die sich dann noch bei mir in den Windschatten gehängt haben, den ich eigentlich so gebraucht hätte. Für solche Abfahrten fehlt mir einfach das Gewicht. Und keiner von denen ist nach vorne. Erst ganz am Ende auf mein 10. Zeichen mal. Stefan muß langsamer gemacht haben, denn ich konnte kurz vorm Anstieg zum Jaufenwieder aufschließen.

Kaum ging es allerdings wieder den ersten Meter bergauf, kamen sofort und synchron die Krämpfe wieder. Diesmal allerdings wesentlich heftiger. Ich habe Stefan gesagt, er soll fahren, weil er deutlich stärker schien. Ich habe mich für die Arbeit am Brenner bedankt und wir haben uns verabschiedet. Bin sofort links rangefahren, abgestiegen und hab mich gedehnt. Es ging dann auch wieder nach ein paar Minuten und ich bin weitergefahren. Für den Anstieg waren wieder 1:20 kalkuliert. Der Jaufen ist sehr gleichmäßig, konstant 7-8 %. Landschaftlich ist er ein Traum. Mittlerweile war es auch schon wärmer, der Wald spendete Schatten. Dennoch war dieser Berg ein absoluter Kampf, gegen die Steigung und vor allem gegen mich selbst. Hier habe ich schon auf den ersten Kilometern ans Aufgeben gedacht, immer im Hinterkopf, dass das Timmelsjoch ja noch schwieriger und doppelt so lang ist. Der Berg hier lag mir überhaupt nicht, ich fand einfach nicht das richtige Verhältnis aus Kraft, Drehzahl und Geschwindigkeit. Wenigstens konnte ich im Laufe des Anstieges zu Stefan wieder aufschließen („Oh, da isser wieder!“). Haben wir in den Anstiegen zuvor noch relativ viel geredet und auch gelacht, war es hier mucksmäußchenstill. Es gab außer Flüchen auch nichts zu sagen. Hier ist wirklich jeder seinen Rhythmus (auch wenn ich eigentlich keinen hatte) und für sich allein gefahren. Ich musste wieder ein wenig abreißen lassen. Als wir dann aus dem Wald rauskamen, wurde mir überhaupt erst das ganze Ausmaß der Katastrophe Jaufen bewusst. Von da aus hatte man einen erbarmungslosen Überblick über die restlichen Kilometer bis zum Gipfel. Da ist mir dann auch ein lautes „Scheiße“ rausgerutscht. Der Gedanke an die Aufgabe war wieder da und deutlich präsenter als vorher. Mittlerweile hatte ich Stefan aber irgendwie wieder erreicht und wir sind gemeinsam bis zum Gipfel. Die letzten 500 m bekam ich aber wieder die Krämpfe, zu denen sich weitere auf der Unterseite der Oberschenkel gesellten. Ich habe die Zähne zusammengebissen und bin weiter, auch wenn bei jeder Umdrehung der Muskel drohte, komplett zu versagen. Wie sehr habe ich mich nach der Labe gesehnt Die war allerdings nicht oben auf der Passhöhe, sondern einen Kilometer weiter auf der Abfahrt. Trotz all der Probleme hatten wir den Gipfel wieder 5 Minuten schneller passiert. Das gab mir ein wenig Hoffnung. Ich muß sagen, dass es ein Glück war, das die Labe ein Stück weiter unten war. So konnte ich mich noch kurz dehnen. Ansonsten wäre ich wohl vor lauter Krämpfen vom Rad gefallen. Dennoch bat ich Stefan, mich im Zweifelsfall beim Absteigen zu stützen. War aber nicht nötig. An der Labe haben wir wieder etwas ausgiebiger pausiert und nacheinander trudelten auch Micha, Sabine und Herbert ein.

Die Jaufenabfahrt ist sagenhaft. Im Vorfeld war ich wegen des Belags mit den Längsfugen besorgt, aber das stellte sich während der Abfahrt als geringstes Problem raus. In dem Gedanken, dass ich noch ein bisschen Spaß haben wollte, bevor ich dann am Timmelsjoch aufgebe, bin ich vollgas da runter. Und das hat sich gelohnt, kann ich euch sagen. Vom allerfeinsten. Sowas muß man genießen. Leider hat sich da wohl ein schwerer Unfall später ereignet. Dennoch fand ich die Strecke gut fahrbar.

Kaum unten angekommen, machte es auch schon wieder *beep* auf der Zeitmessmatte, die den Anstieg auf das Timmelsjoch ankündigt. Laut Plan standen uns dafür 2:40 zur Verfügung. Kaum war ich jenseits der Matte, waren die Krämpfe in den Kniekehlen wieder da. Stefan war auch schon wieder da, hatte Micha im Schlepptau und ich bin wieder runter vom Rad und hab mich gedehnt. Und wieder gings schnell vorbei und ich konnte mich wieder zurückkämpfen. Mittlerweile war es auch schon so heiß, dass ich mein Unterhemd lautstark verflucht habe. Sollte ich den Ötzi noch mal unter diesen Bedingungen fahren, bleibt das im Koffer, auch wenn es am Anfang kalt ist. Mir ist es erst da aufgefallen, aber Micha, der verrückte Kerl, fährt bei praller Sonne mit Mütze unterm Helm, langarmig, mit Weste und (ich glaube) Knielingen. Wahrscheinlich hatte er auch noch Überschuhe an.

Ein großer Fehler von mir war, in der Labe am Jaufen beide Flaschen mit klebrigen Isozeug auffüllen zu lassen. Wie sehr habe ich mir bei all dem süßen Zeug an diesem Tag und bei dieser Hitze einfach nur Wasser herbeigewünscht. Sowohl zum trinken als auch zum drüberschütten. Nach langer Zeit wurde ich durch eine mobile Wasserstelle erlöst! Welch ein Segen! Ordinäres, stinknormales Wasser! Oh du Ursprung allen Lebens! Mittlerweile hatte ich mich wieder gut erholt und war fit, leider schwächelte Stefan ein wenig. Besonders die steilen Stücke machten ihm zu schaffen. Ich hatte längst beschlossen, dass wir das Ding nach allem, was war, gemeinsam zu Ende fahren. Also bin ich bei ihm geblieben. Eine Wohltat waren die vielen Tunnel auf der Strecke, in denen angenehme Kühle herrschte.

Bis zu Labe war es ein anstrengender Weg und von dort aus noch 10 Kilometer bis auf den Gipfel. An der Labe haben wir noch ausgiebiger pausiert als zuvor, Stefan bat darum und ich habe die Zeit genutzt und hab mich massieren lassen. War sehr angenehm. Dennoch war das Losfahren nach der Rast für mich etwas schwierig, während Stefan auf dem Flachstück ganz gut drückte. Ich bin mit viel Willen dran geblieben. Als es dann wieder ins Steile kam, war er wieder am Kämpfen und mir ging es wieder sehr gut. Keine Krämpfe, keine Schmerzen und Sitzprobleme. Daher schockte mich auch der Anblick der noch zu bewältigenden Strecke nicht so sehr wie am Jaufen. Ich empfand das als majestätisch und habe alle Impressionen in mich hineingesogen. Zeit für Albereien war auch noch:

Die letzten Kilometer waren sehr steil und es ging durch die legendären Serpentinen! Was für ein Gefühl. Da merkt man erstmal, wie schön unser Sport überhaupt ist. Welch ein Lohn für all die Strapazen. Oben ging es dann in den Tunnel. Das war auch ein Erlebnis. Tropfende Decke, etwas rumpeliger Belag, 500 m lang. Das allein war schon im Zusammenspiel toll. Dazu kam aber noch, dass die Straße komplett flach wurde und die Gewissheit da war, dass wir durchkommen. Und dass auch noch unter 10 h, wie es derzeit aussah. Was ein Gefühl. Der letzte Kilometer zum Timmelsjoch glich einer Triumphfahrt, auch wenn der Gegenanstieg noch nicht gemeistert war. Trotz der langen Pause waren wir immer noch eine Minute schneller als berechnet (2:39). Kurz umarmt und beglückwunscht, ging es ab in die Abfahrt, die auch gigantisch ist! Da kam noch mehr Freude auf.

Im Gegenanstieg kamen bei mir wieder leichte Krämpfe, Stefan erwischte es aber leider stärker, so dass er diesmal absteigen musste. Nach einer kurzen Pause ging es dann weiter und die Mautstation war schneller als gedacht erreicht. Von jetzt an hieß es wirklich nur noch genießen! Was für Gefühle. Das waren wirklich Emotionen. Allerdings musste ich mich nach Innen freuen, auch wenn ich am liebsten wie wild mit Armen gejubelt hätte. Schließlich befand ich mich immer noch im Bewegungszustand im Geschwindigkeitsbereich 50-80 km/h.

Von der Durchfahrt in Sölden und den Zuschauern noch weiter gepusht, sind Stefan und ich dann an der Spitze einer Gruppe und auf einer Welle der Euphorie in den Zielbereich eingefahren und Hand in Hand nach 09:46 h über die Linie gerollt! Was für eine gelungene Premiere!! Leider gibt es kein gutes Zielfoto von uns.

Nach und nach kamen die anderen mit Superzeiten ins Ziel, bei Radler, Schnittchen und Obst wurden dann die Erlebnisse ausgetauscht.

Ich war komischerweise körperlich überhaupt nicht fertig, auch am nächsten Morgen nicht. Keine Müdigkeit, keine Wehwehchen und sonstiges. Und krank war ich auch nicht! Das ganze Wochenende war wirklich ein einzigartiges Erlebnis, das ich dieses hoffentlich wiederholen kann!!!

Darum geht es hier!

Hallo liebe Radsportfreunde und alle, die sich auf diese Seiten hier verirrt haben!

Auf diesen Seiten möchte ich euch an meinem Weg zum Ötztaler Radmarathon 2010 teilhaben lassen. Der Grund für die Erstellung dieses Blogs ist der letztjährige Ötzi, den ich trotz schlechter Vorzeichen und Vorbereitung mehr als zufriedenstellend fahren konnte.

In der unmittelbaren Euphorie nach dem Rennen, kam mir der Gedanke, das könnte ich noch besser schaffen. Daher bin ich noch im September nach Köln zu STAPS gefahren habe mich bei Marc Wonneberger, dem Institusleiter, vorgestellt und ihm meine "Geschichte" erzählt. Dankenswerter Weise erhalte ich nun Unterstützung in der Saison 2010 in Form von Leistungstests und Trainingsberatung. Für uns beide ist interessant zu sehen, was diese professionelle Hilfe bei einem reinen Hobbyfahrer wie mir bewirken kann. Der Grund, weshalb ich bei STAPS angefragt habe, ist die innovative Vorgehensweise des Instituts. Der altbekannte Laktatstufentest wird aufgrund ungenügender Aussagekraft in Bezug auf den Radsport durch andere Messverfahren und Test ersetzt, mit denen sich bessere Aussagen über die maximale Sauerstoffaufnahme (VO2max) und maximale Laktatbildungsrate (VLamax) treffen lassen, die wiederum differenziertere Rückschlüsse auf die Leistungsfähigkeit eines Sportlers zulassen, als die bloße maximale aerobe Leistung und Maximalleistung.

Ich möchte daher diesen Blog schreiben, um euch an meiner Entwicklung während dieser Saison 2010 teilhaben zu lassen, in dem ich hier meine Fortschritte und auch Erlebnisse während des Trainings reinschreibe. Mal sehen, was man aus einer Hobbylusche so alles rausholen kann!

Ich hoffe, der eine oder andere guckt hier ab und zu mal vorbei und freut sich über ein paar nette Geschichten!

Es wird bestimmt einige interessante Ereignisse aus Training und den Test bei STAPS geben, die es wert sind, hier niedergeschrieben zu werden.

In diesem Sinne: Kette rechts!